Keine Straße, kein Weg, keine Gasse - Anton Wilhelm Amo bleibt weiterhin unsichtbar
Anton Wilhelm Amo gilt als erster bekannter Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland. Und kaum jemand kennt ihn an seiner Wirkungsstätte Jena. Er war zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Kind aus Afrika nach Deutschland gebracht worden und wuchs am Hof der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel auf. Amo studierte in Halle, lehrte dort, in Wittenberg und schließlich an der Universität Jena. Unter anderem beschäftigte er sich mit der Rechtsstellung schwarzer Menschen im Europa der damaligen Zeit.
Während die Stadt Halle eine Straße nach Anton Amo benannt hat und die Universität auf verschieden Weise den Philosophen, und anderem durch einen Preis, ehrt, schafft es die Universitätsstadt Jena nicht, obwohl das Anliegen seit langem bekannt ist. Im Jahr 2020 gab es einen ersten Versuch bei der Benennung der Straßen des geplanten Wohngebietes Am Oelste. Nach langwierigen und schwierigen Diskussionen mit dem Ortsteilrat Jena-Zwätzen, der ganz eigenen Vorstellungen zur Namensgebung hatte, wurde ein Kompromiss gefunden, der eine Benennung nach Anton Wilhelm Amo nicht vorsah. Drei Jahre später schaffte es der Vorschlag des Integrationsbeirates, den Platz am Pulverturm in Anton-Amo-Platz umzubenennen, nicht einmal bis in die Gremien, so sehr dominierte die landläufige Bezeichnung als „Faulloch“. Ein ähnliches Schicksal erlitt 2024 die Vorlage der Stadtverwaltung, einen nicht benannten Weg in Zwätzen zu nutzen. Der Ortsteilrat war jedoch der Auffassung, der Weg habe schon immer „Lindenallee“ geheißen. Der Beschluss wurde zurückgezogen.
Im Mai dieses Jahres wurde eine Straße am Kupferhütchen, die zwischen dem Neubau von jenawohnen und dem Hauptgebäude der Universität entsteht, als „Universitätsgasse“ benannt. Der Antrag der Fraktion Die Linke zur Benennung in „Anton-Wilhelm-Amo-Weg“ wurde diesmal vom 2024 neu gewählten Ortsteilrat und der Mehrheit des Kulturausschusses abgelehnt.
„Anto-Wilhelm-Amo-Straßen gibt es inzwischen in Berlin und Wolfenbüttel, in Stuttgart einen nach dem Philosophen benannten Platz. Aber die Stadt Jena schafft es nicht, eine Straße nach dieser historisch bedeutsamen Persönlichkeit zu benennen. Das ist nicht nachvollziehbar und ein Armutszeugnis für die Stadt“, meint Beate Jonscher (Die Linke), die sich als Mitglied des Kulturausschusses seit Jahren für die Benennung eines öffentlichen Weges nach dem Philosophen einsetzt.
Viele Möglichkeiten gibt es in der Stadt nicht.