Frauen verdienen mehr! Frauentag ist notwendiger feministischer Kampftag

"Noch immer sind Macht, Ressourcen und Lebenschancen zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt. Das konstatieren wir Jahr für Jahr wieder - nur Fortschritt bei der Gleichberechtigung gibt es kaum", erklärt Julia Langhammer, eine der Vorsitzendenden der Partei DIE LINKE. Jena. Ihre Vorsitzendenkollegin Nicole Grießbach ergänzt: "Wir gratulieren allen Frauen zum Frauentag. Angesichts der Lage ist der 8. März aber für uns vor allem ein Kampftag für Feminismus und Emanzipation."

Dessen Notwendigkeit verdeutlichen einige wenige Zahlen. In Jena verdienen Frauen im Schnitt 200€ weniger pro Monat. Im Jahr 2017 waren das bei Frauen 2870€ zu 3066€ bei Männern monatlich. Dabei werden ausschließlich Vollzeitarbeitsverhältnisse betrachtet. Wenn die vielen Frauen, die in Teilzeit, als Aushilfen oder in Minijobs arbeiten, dazu genommen werden, ist die Lücke noch viel größer, weil "kleine Arbeitsverhältnisse" sehr oft im Niedriglohnbereich sind. Alleinerziehend zu sein - in Jena sind 89% der Alleinerziehenden Frauen - ist das größte Armutsrisiko. Ein Viertel der Jenaer Kinder lebt in Ein-Eltern-Haushalten. Alleinerziehende geben in Jena im Durchschnitt 35 % ihres Einkommens für Wohnen aus, was eine enorme Belastung bedeutet. "Die Einkommenslücke vergrößert sich im Lebensverlauf. Die Annährung der ostdeutschen an die westdeutschen Lebensverhältnisse bedeutet in Bezug auf das Einkommen von Frauen, dass die Schere weiter aufgeht. Die Entgeltücke ist dagegen dort besonders niedrig, wo die Einkommen insgesamt weit unterdurchschnittlich sind, was für viele ostdeutsche Regionen immer noch zutrifft. Mehrheitlich von Frauen ausgeübte Berufe werden regelmäßig deutlich schlechter bezahlt. Da von allein nichts passiert, ist der Gesetzgeber gefordert, Sozial- und Pflegeberufe aufzuwerten, die Arbeitszeit zu verkürzen, umzuverteilen und den Schutz von Beschäftigten zu stärken, um bessere Vereinbarkeit von Familie und Privatleben zu schaffen. Das würde auch der vielen Frauen drohenden Altersarmut entgegenwirken", so Julia Langhammer zusammen.

In Deutschland ist ein besonders gefährlicher Ort für Frauen nicht etwa eine dunkle Straße und der Täter nicht der plötzlich auftauchende "Fremde", sondern der aktuelle oder frühere Partner im eigenen Zuhause. Im Jahr 2018 kam es in Thüringen zu 2940 Polizeieinsätzen wegen häuslicher Gewalt, also fast 10 Mal pro Tag. Die Opfer waren zu knapp 80 % Frauen, von 1675 Verletzten waren 1339 weiblich. Mit betroffen waren auch 1116 minderjährige Familienangehörige. "Die Istanbul-Konvention muss für Thüringen umgesetzt werden. Deutschland ist dadurch verpflichtet, umfassende und konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen, des Opferschutzes und der Prävention zu ergreifen. Das bedeutet neben der generellen Stärkung von Frauen in der Gesellschaft, das Netz an Schutzeinrichtungen und Beratungsmöglichkeiten auszubauen. Auch 2018 mussten in Thüringen Frauen bei der Suche nach einer Schutzwohnung wegen Überfüllung abgewiesen werden oder weite Wege in Kauf nehmen. ie Kommunen dürfen mit dieser Aufgabe nicht länger allein gelassen werden. Im Sinne der Frauen bedürfen sie endlich angemessener Unterstützung, ausreichend Plätze vorzuhalten und dabei den meist weiblichen Beschäftigten im Frauenschutz auch gute Arbeitsbedingungen zu bieten", erläutert die Landtagsabgeordnete Dr. Gudrun Lukin.
 
"Frau zu sein ist an sich toll", erklärt Nicole Grießbach. "Frau zu sein ist aber auch ein Risikofaktor für ganz unterschiedliche Benachteiligungen. Außerdem summieren sich Diskriminierungskategorien wie Geschlecht, Klasse, Hautfarbe, ethnische Herkunft oder Behinderung. Im Laufe des Lebens kriegen das die meisten Frauen zu spüren. Wir müssen verschiedene Politikfelder und Lebensbereiche zusammen denken, um wirksam gegen jede Diskriminierung aller Geschlechter und für echte Gleichberechtigung zu kämpfen", fasst Nicole Grießbach zusammen.