Gedenken an Enver Şimşek als Opfer des sogannten NSU soll in Winzerla sichtbar werden

Der Kulturausschuss wird am 07. Mai eine Beschlussvorlage der Linken und der Bündnisgrünen behandeln, die die Umbenennung des Platzes oberhalb der Haltestelle Damaschkeweg in Enver Şimşek-Platz vorsieht und die Ausschreibung eines Kunstwerkes zum Gedenken und zur Aufarbeitung des NSU-Geschehens im Rahmen des Botho-Graef-Kunstpreises 2021 vorschlägt. Für ein würdiges Gedenken und Zeichen der Verantwortung sollte endlich darüber entschieden werden, darauf weisen Julia Langhammer und Tilo Schieck hin.
Im Jahr 2017 entstand die Namensidee im Rahmen von Bürgerwerkstätten, die sich mit der Gestaltung Nord-Winzerlas befassten. Der Ortsteilrat beschloss im Jahr 2018 die Bennung als "Enver Şimşek-Platz" sowie zwei weitere Ortsbezeichungen zu beantragen.

Ortsteilratsmitglied und Stadträtin Julia Langhammer dazu: "Ich bin sehr froh über die Initiative der Bürgerinnen und Bürger aus Winzerla - über die Stadteilzeitung waren alle aufgerufen, sich demokratisch an der Namensfindung zu beteiligen - dieses Zeichen des Gedenkens an Enver Şimşek und des Anerkennens von Verantwortung zu setzen. Die drei NSU-Haupttäter haben hier ihre extrem rechten, rassistischen und antisemitischen Vorstellungen entwickelt, in den 1990er Jahren in Winzerla offen zur Schau getragen und rechtsextreme Straften begangen. Sie konnten "untertauchen", nachdem in Beate Zschäpes Jenaer Garage Sprengstoff gefunden wurde. Die nachfolgende Mordserie, die Ermittlungspannen und auch das Wegsehen von Behörden machen fassungslos und sind entsetztlich. Umso wichtiger ist es, dem Gedenken hier öffentlich Raum zu geben." 

Langhammer weiter: "Der NSU ermordete 10 Menschen, verletzte und traumatisierte durch Bombenattente und Rauüberfälle viele weitere und wurde auch deswegen nicht gestoppt, weil die Ermittlungen sich auf die getöteten und verletzten MigrantInnen selbst konzentrierten und diese kriminalisierten. Gerade deswegen deswegen finde ich es richtig, mit Enver Şimşek einem quasi zufällig, einzig und allein wegen seiner Herkunft ermordeten Menschen hier einen Namen, ein Gesicht zu geben und damit auch die Auseinandersetzung mit den Folgen von Rassismus zu suchen."
Tilo Schieck erläutert den Vorschlag für den Botho-Graef-Preis: “Im Kulturausschuss wurde schon vor zwei Jahren über die Möglichkeit diskutiert, im Rahmen des Botho-Graef-Preises das Thema NSU zu bearbeiten. Damals aus Termingrpünden zugunsten des Rosenthalprojektes zurückgestellt, wäre der 10. Jahrestag der Enttarnung des NSU der richtige Zeitpunkt, diese Idee wieder aufzugreifen. Neben dem Opfergedenken halte ich es dabei für notwendig, sich erneut der Mitverantwortung der städtischen Gesellschaft Jenas für das Entstehen des NSU bewusst zu werden. Beide Aspekte können sich in dem Kunstwerk wiederfinden. Die zwei Jahre bis zur Vergabe wären eine ausreichende Zeit, die Auslobung des Preises und den Vergabeprozess gemeinsam mit Vertretern der Opfer und der Jenaer Zivilgesellschaft vorzubereiten.“

Schieck und Langhammer stimmen darin überein, dass die Aufarbeitung in Jena damit nicht abgeschlossen ist.