Rückblick auf die Veranstaltung „Geschichtsrevisionismus, die AfD und die Gefahr für die Thüringer Erinnerungskultur“ (Audio/Re-Live))
Am 28. Januar 2025 war Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, zu Gast im Thüringer Landtag, um über die Gefahren des wachsenden Geschichtsrevisionismus in der Gesellschaft zu sprechen. Dabei klärte er eindrücklich darüber auf, wie rechte Erzählungen zunehmend die Verbrechen des Nationalsozialismus relativieren und unsere Erinnerungskultur bedrohen.
Im Vortrag von Prof. Wagner wurde deutlich, wie die AfD durch gezielte Provokationen und geschichtsverzerrende Mythen den Diskurs verschiebt und nationalistische Narrative stärkt. Auch die erschreckend hohe Zustimmung in Teilen der Bevölkerung zu solchen Aussagen wurde thematisiert. Besonders in Thüringen sind diese Tendenzen sichtbar – sei es bei den Montagsdemonstrationen oder im politischen Alltag.
Besondere Brisanz bekam die Veranstaltung durch die bevorstehende Wahl des AfD-Abgeordneten Jörg Prophet zum Vizepräsidenten des Thüringer Landtags. Prophet, der für seine geschichtsrevisionistischen Aussagen und die Verharmlosung der Shoa bekannt ist, könnte mit Stimmen, u.a. von CDU und BSW gewählt werden – ein fatales Signal, besonders in der Woche, in der der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird. Das Internationale Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos hat eindringlich davor gewarnt, einen Vertreter einer Partei, die von Sicherheitsbehörden als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wird, in ein solches Amt zu wählen. Erinnerungskultur, so wurde betont, darf nicht zur bloßen Floskel verkommen – sie fordert konsequentes Handeln im Hier und Jetzt.
Die Veranstaltung war ein wichtiger Impuls, um das Bewusstsein für diese Entwicklungen zu schärfen und darüber nachzudenken, welche Verantwortung wir als Gesellschaft und Politik tragen, um unsere demokratische Erinnerungskultur zu schützen. Prof. Wagner betonte: „Erinnerungskultur ist nicht nur Bewahrung, sondern eine aktive Pflicht. ‚Nie wieder‘ bedeutet, auch heute klare Konsequenzen zu ziehen, Zivilcourage zu zeigen und Geschichtsrevisionismus entschieden zu begegnen.“ Vertreter:innen aus den demokratischen Fraktionen CDU und BSW waren auch trotz persönlicher Einladung zur Veranstaltung nicht erschienen.
Die Veranstaltung kann nachgeschaut werden im Instagram Livestream oder weiter unten auf dieser Seite als Audiomitschnitt angehört oder heruntergeladen werden:
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- 2025-01-28-geschichtsrevisionismus-jens-christian-wagner-linkethl.mp3
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